Biographie

Heinrich Schirmbeck, dessen Vater, ein Reichsbahnangestellter, 1917 im Ersten Weltkrieg in Frankreich fiel, wuchs in Recklinghausen auf. Er besuchte nach der Volksschule ab 1925 die Realschule. 1929 erhält er mit 14 Jahren eine von Reichsinnenminister Severing unterzeichnete Anerkennungsurkunde für sein prorepublikanisches Engagement. 1931 Besuch der Hittorf-Oberrealschule in Recklinghausen. Bereits während seiner Schulzeit engagiert er sich in Jugendgruppen der SPD und des Reichsbanners. Erste schriftstellerische Versuche 1933 der erste gedruckte Text. 1934 Abitur mit einer Arbeit über „Die Romantik in Heinrich von Kleists dramatischem Schaffen. Verbot des Studiums durch die Nationalsozialisten. Die zum Studium notwendige Hochschulreife wird Schirmbeck, trotz guter Noten, nicht zuerkannt. Flüchtet nach Frankfurt. Hält sich mit Zeitungsaustragen und Nachhilfestunden über Wasser.
Von 1935 – 1937 absolvierte er eine Buchhändlerlehre in einer medizinischen Fachbuchhandlung in Frankfurt/Main. In dieser Zeit erscheinen erste Beiträge von ihm in verschiedenen Zeitschriften- Von 1937-1938 war er Sortimentsgehilfe in Halle an der Saale und Nürnberg. 1938 wurde er Werbeleiter der Akademischen Verlagsgesellschaft Athenaion in Potsdam. Im darauf folgenden Jahr Propagandist beim Ullstein Verlag.in Berlin und schließlich bei der „Frankfurter Zeitung“, für deren Feuilleton Schirmbeck regelmäßig Beiträge schreibt. Schirmbecks Novelle „Der Zopf“ erscheint in den letzten 5 Nummern der wenig später verbotenen „Frankfurter Zeitung“. Der Beginn einer langen Freundschaft mit Peter Suhrkamp und Hermann Kasack entstand in dieser Zeit. Ab 1940 war Schirmbeck Soldat. Kurz vor Kriegsende desertierte er – eine Erfahrung, die er in der Erzählung „Die Flucht“ nachdrücklich verarbeitet. 1944 erscheint der Novellenband „Die Fechtbrüder“ bei Suhrkamp. Ein großer Teil der Auflage wird durch einen Bombenangriff vernichtet, auch das Manuskript „Barbara in Flandern“.
Von1946 bis 1950 war er Redakteur des Feuilletons der „Schwäbischen Zeitung“ in Leutkirch im Allgäu und gleichzeitig Mitarbeiter der „Badischen Zeitung“ in Freiburg im Briesgau. 1950 wechselte er als Werbeleiter zur „Deutschen Zeitung und Wirtschaftszeitung“ in Stuttgart, 1951 wurde er Werbeleiter der „Frankfurter Illustrierten“. Seit 1952 war Schirmbeck freier Schriftsteller und Rundfunkautor; er hat mehr als 250 Rundfunk-Essays aus den verschiedensten Wissenschaftsgebieten verfasst.
Die Essays und Erzählungen von Heinrich Schirmbeck verbinden literarische, ethische und naturwissenschaftliche Themen gleichermaßen. Sein Hauptwerk „Ärgert dich dein rechtes Auge“ erschien 1957 und wurde in den USA als literarisch anspruchvollster Roman deutscher Sprache seit Thomas Mann „Zauberberg“ gefeiert.
Von 1955 bis 1967 wohnte er in Frankfurt, danach war er in Darmstadt auf der Rosenhöhe ansässig, wo er am 4. Juli 2005 gestorben ist.
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit war Schirmbeck nach dem Krieg auch wieder politisch aktiv: Er engagierte sich in den Fünfzigerjahren gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, später gegen die Atomrüstung, eindringlich gegen die Kernkraftwerke und in den Achtzigerjahren gegen den NATO-Doppelbeschluss. 1977 verfasst Schirmbeck einen offenen Brief an Helmut Schmidt (Protest gegen den Export nuklearer Anlagen nach Brasilien). Beginn des regen Briefwechsels mit Carl Friedrich von Weizsäcker.
Heinrich Schirmbeck war seit 1959 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, seit 1962 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und seit 1964 der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Ab 1969 gehörte er dem Akademischen Rat der Humboldt-Gesellschaft an.
Literatur über Heinrich Schirmbeck
Karl August Horst (Hrsg.): Literatur und Wissenschaft, Düsseldorf, [u.a.] 1968.
Rolf Stolz (Hrsg.): Orpheus im Laboratorium, Weilerswist 1995.
Gerald Funk: Die Formel und die Sinnlichkeit: das Werk Heinrich Schirmbecks, Paderborn 1997. 343 S. (Marburg, Univ., Dissertation 1997) ISBN 3-89621-054-8.
Cynthia L,. Appl: Heinrich Schirmbeck and the two cultures, New York [u.a.] 1998.
Gerald Funk: Im Labyrinth der Spiegelungen, Wetzlar 2001.
Siehe auch: Günther Anders, Robert Jungk, Erwin Chargaff, Josef Reding.